Der zweite Teil des Ausstellungsprojektes beschäftigt sich mit den fiktiven Charakteren, die diesen imaginären Ort (siehe hierzu Katalog „CRYSANTHEON I – Die Stadt“ oder Text unten) bevölkern.
Wer sind diese Personae? Begriff < persona > (lateinisch : Maske) < personae > (Plural)
Zunächst erst einmal drei Definitionen aus unterschiedlichen Bereichen:
1. In literarischen Werken z.B. Theaterstücken , Romanen steht „Personae“ für Charaktere und Rollen.
2. Der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung (1875 – 1961) bezeichnet mit „persona“ die
äußere Fassade, das Image, die öffentliche Rolle oder auch Maske, mit der sich eine Person den
Anforderungen bestimmter Situationen und Rollenerwartungen anpasst.
Die „persona“ unterscheidet Jung von „anima“, der Seele bzw. dem inneren Kern eines Individuums.
3. Die Mensch – Computer - Interaktion versteht unter „persona“ eine fiktive Person, einen Prototypen für eine Gruppe von Nutzern eines geplanten Programms. Hier werden der „persona“ konkrete Eigenschaften, z.B. Alter, Sprach-, Computerkenntnisse, Nutzungswünsche
zugeschrieben, auf deren Grundlage neue Programme entwickelt werden.
Im Alltag schlüpft jedes Individuum in mehrere unterschiedliche Rollen, die zumindest von einer Teilöffentlichkeit wahrgenommen und mit Erwartungen verbunden werden.
Geschlechterrolle: Mann - Frau
Angehöriger einer Gruppe : Beruf – Familie – Verein – Jugend oder Subkultur.
Darüber hinaus bieten die sozialen Medien im Web heute ein weites Spektrum für Rollenspiele. Das geht so weit, dass die Nutzer der Netzwerke durch die Informationen, die sie posten (veröffentlichen), sich „alter egos“ zulegen bzw. sich komplett neu erfinden können.
Das Spektrum der gezeigten Exponate setzt sich mit den fiktiven Charakteren für Crysantheon,
deren Rollenverständnis und Hierarchien auseinander, ebenso mit Denkschemata und Kategorien,
sowie der Spannung zwischen Außenform und innerem Kern.
Durch Migration - ausgelöst durch internationale Krisen, Hungersnöte, Bürgerkriege und der
hieraus resultierenden Flüchtlingsproblematik ergibt sich ein neuer Zugang zu < Personae >.
Der direkte Bezug von Identität zu Herkunft, Heimat und sozialem Status ist durch Vertreibung
und Flucht in Auflösung oder inhaltslos geworden. Eine neue Identität – erprobt in
unterschiedlichen „Personae“ - muss erst gefunden werden.
Elke Banf